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Samstag, 25. März 2023

Die große Häresie



 


Häresien in der Alten Kirche

Im Urchristentum gab es ebenso wie im Neuen Testament einen Pluralismus von theologischen Sichtweisen. Schon im Neuen Testament wurde unterschieden zwischen Adiaphora (z. B. 1. Korintherbrief: Dürfen Christen Fleisch von Tieren essen, die den heidnischen Göttern geopfert wurden?) und verbindlichen Lehren (z. B. Galaterbrief: Man darf Heidenchristen nicht zur Beschneidung zwingen).

Zu Lebzeiten der Apostel lag die letzte Autorität über die richtige Lehre bei den Aposteln (zum Beispiel beim Apostelkonzil). Die Alte Kirche kannte bis ins 4. Jahrhundert zunächst keine zentrale Autorität, die über solche Fragen der Lehre hätte entscheiden können (auch der Bischof von Rom war zur damaligen Zeit keine Autorität). Es entwickelten sich zuerst drei gleichberechtigte kirchliche Metropolen in AntiochiaAlexandria und RomKonstantinopel und in weit geringerem Maße Jerusalem kamen später hinzu. Deren Bischöfe waren in ihrem Umkreis bestimmend.

Daneben entstanden durch herausragende Personen im Laufe der Zeit auch noch andere theologische Schwerpunktzentren wie zum Beispiel in Nordafrika durch Augustinus und in Kleinasien durch die „drei Kappadokier“ (Basilius von Caesarea, sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa und sein Freund Gregor von Nazianz). Diese Kirchenväter setzten sich mit den in ihrer Umgebung kursierenden abweichenden Lehren auseinander, wobei ihnen außer Argumenten und der Exkommunikation (dem Kirchenausschluss) nicht viele Machtmittel zur Verfügung standen. Eine solche Exkommunikation traf den Häretiker in der damaligen Zeit weit weniger als im europäischen Mittelalter, da das Christentum noch nicht Staatsreligion war. Außerdem war der Häretiker ja davon überzeugt, dass er dem rechten Glauben anhänge und sich die Kirche im Irrtum befinde.

Vom 4. bis ins 10. Jahrhundert waren es die ökumenischen Konzilien, die Lehrentscheidungen für die ganze Kirche trafen. Diese Lehrentscheidungen sind bis heute bei den orthodoxen, katholischen und den meisten protestantischen Kirchen anerkannt und wurden zeitlich weit vor dem morgenländischen Schisma und der protestantischen Bewegung beschlossen. Gewöhnlich ging einer Verurteilung einer Lehre durch ein ökumenisches Konzil eine Zeit der intensiven Auseinandersetzung, Diskussion und Argumentation voraus.

Die Lehrentscheidungen der ersten Jahrhunderte wurden in der Regel auf der Basis eines Mehrheitskonsenses getroffen. In einigen Fällen, zum Beispiel bei der Auseinandersetzung mit dem Arianismus, lag die politische Macht allerdings auf der nicht-orthodoxen Seite (siehe auch Ambrosius von Mailand).

Synkretistische Häresien

Eines der frühen Probleme des Christentums war, sich in der synkretistischen Kultur des Hellenismus gegenüber synkretistischen Religionen wie Gnostizismus und Manichäismus abzugrenzen, die die christlichen Dogmen ganz oder teilweise mit anderen Religionen oder Eigenkonstruktionen vermischten. Solche Bewegungen waren:

Christologische Häresien

Die katholische Kirche, die orthodoxen und die protestantischen Kirchen lehren, dass Christus völlig göttlich („wahrer Gott“) und gleichzeitig völlig menschlich („wahrer Mensch“) sei und dass die drei Personen der Trinität gleichrangig und ewig seien. Die Formulierung der trinitarischen Lehre wurde im Verlauf von Jahrhunderten entwickelt, wobei die Definitionen immer wieder verfeinert wurden, um neu aufgekommene Meinungen bezüglich der Natur Jesu Christi, dem Verhältnis zwischen Christus und Gott Vater sowie der Trinität abzuwehren.

Zu den christologischen Häresien gehörten:

Das nicänische Glaubensbekenntnis ist als Reaktion auf christologische Häresien entstanden.

Ekklesiologische Häresien

  • Donatismus, 4. Jahrhundert: Gültigkeit christlicher Sakramente (insbesondere TaufePriesterweihe) hingen vom Charakter und Glauben des Priesters ab (das heißt, Taufen und Priesterweihen durch während der Verfolgung abgefallene Priester seien ungültig und müssten von einem nicht abgefallenen Priester neu gespendet werden; Abgefallene dürften nach der Verfolgung nicht wieder in die Kirche aufgenommen werden).
  • Pelagianismus, 5. Jahrhundert: Lehnt die Erbsünde ab und lehrt, der Mensch könne von sich aus alle Gebote Gottes einhalten.

Judenchristliche Häresien

Gruppierungen, die in irgendeiner Form am jüdischen (Ritual-)Gesetz festhalten wollten:

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