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Mittwoch, 14. September 2022

Wie haben wir uns eigentlich entwickelt


Eine Entwicklungstheorie will – ausgehend von der neoevolutionistischen Grundannahme einer zwangsläufigen „Höherentwicklung“ – erklären, warum bestimmte Regionen oder ganze Staaten (Entwicklungs- oder Schwellenländer) im erwarteten Fortschritt von Wirtschaft und Gesellschaft hinter Industriestaaten zurückbleiben. Daneben will man dadurch bestimmen, welches die entscheidenden Angriffspunkte für eine mögliche Strategie von Entwicklungspolitik sind, um die angestrebte Entwicklung anzustoßen oder zu beschleunigen.

Je nachdem, ob die wesentlichen Ursachen außerhalb oder innerhalb des Landes gesehen werden, lassen sich exogene und endogene Theorien unterscheiden. „Endogen“ wird sozialer Wandel genannt, sofern eine soziale Struktur aus sich selbst heraus die Elemente zu ihrer Überwindung zu erzeugen vermag.[1] Die klassischen und modernen, von liberalen und konservativen Theoretikern vertretenen endogenen Theorien sehen die Ursachen in den Entwicklungsländern selbst, z. B. die Modernisierungstheorie in archaischen Strukturen oder in der Korruption. Die klassischen und modernen exogenen Theorien gehen davon aus, dass die Ursachen des niedrigeren Entwicklungsstandes außerhalb der Entwicklungsländer, genauer gesagt: in ihrer Ausbeutung durch die Industrieländer, zu suchen sind. Sie heben die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern hervor; die scheinbar in den Entwicklungsländern liegenden Ursachen (wie z. B. Korruption) sehen sie dagegen als Folgen dieser Abhängigkeit.

Für postkoloniale Autoren ist Entwicklung ein ideologisches und autoritäres Konzept. Sie fordern alternative Konzepte, die etwa den Wachstumszwang vermeiden, die auf traditionellem Wissen aus den betroffenen Ländern beruhen oder die die traditionelle Subsistenzwirtschaft gegenüber marktwirtschaftlich-kapitalistischen Strukturen erhalten und aufwerten.

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