Die Gattung Homo
Aus den Australopithecinen, womöglich aber auch aus dem „Flat Faced Man“, entwickelten sich vor zwei bis drei Millionen Jahren die ersten Vertreter der Gattung Homo, deren Fossilien insbesondere aufgrund von Werkzeugfunden zu Homo gestellt wurden.
Hierbei handelt es sich um Homo rudolfensis (benannt nach dem Rudolf-See, heute Turkana-See, in Kenia) und Homo habilis (der „geschickte“ Mensch). Als etwas jüngere Art gilt Homo ergaster. Die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Arten sind bislang umstritten.
Vor etwa eineinhalb bis zwei Millionen Jahren entwickelte sich Homo erectus. Diese Menschenform gilt bislang als die erste, die Afrika verließ und sich über den vorderen Orient nach Europa und Asien auszubreiten begann; der erste Nachweis der Gattung Homo außerhalb Afrikas stammt allerdings von den homininen Fossilien von Dmanisi, die auf 1,8 Millionen Jahre datiert wurden und deren Anbindung an den Stammbaum der Gattung Homo ungeklärt ist. Als gesichert gilt, dass Homo erectus als erster das Feuer zu beherrschen lernte. Umstritten ist jedoch, ob die in Kenia gefundenen 1,4 Millionen Jahre alten Spuren verbrannten Lehms bereits als Feuerstellen des Homo erectus gedeutet werden können. Gesichert ist der Feuergebrauch vor 500.000 Jahren in China und vor 400.000 Jahren in der Bretagne.
Vor ca. 800.000 Jahren entwickelte sich aus Homo erectus eine Form mit größerem Gehirn, die als Homo heidelbergensis bezeichnet wird. Es ist umstritten, ob sie als eine Unterart des Homo erectus (europäische Paläoanthropologie) oder als eigene Art (angloamerikanische Paläoanthropologie) zu klassifizieren ist. Aus Homo heidelbergensis bzw. Homo erectus heidelbergensis entwickelten sich in Europa die Neandertaler (Homo neanderthalensis), während zur selben Zeit aus den in Afrika verbliebenen Populationen des Homo erectus der Homo sapiens hervorging, der heutige Mensch (siehe auch: Archaischer Homo sapiens).
Die vier genannten Menschenformen könnten sogar teilweise gleichzeitig gelebt haben, denn noch aus der Zeit von vor ca. 50.000 Jahren wurden in abgelegeneren Gebieten, so auf Java, Fossilien des Homo erectus gefunden.
Homo sapiens - Out of Africa?
Über die Ursprünge des Homo sapiens gingen die Meinungen lange Zeit auseinander: Die sogenannte Out-of-Africa-Theorie basiert auf Fossilfunden, denen zufolge die Ausbreitung vor etwa 60.000 bis 70.000 Jahren durch eine zweite Auswanderungswelle von Homo sapiens aus Afrika in alle anderen Regionen der Erde begann. Vertreter der „multiregionalen Hypothese“ vertraten hingegen die Ansicht, dass sich lokale Populationen des Homo erectus, die viel früher aus Afrika auswanderten, mehrfach unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen der Welt zum modernen Menschen entwickelten, wobei es in Kontaktzonen zu einer genetischen Vermischung lokaler Gruppen der dortigen frühen Menschen gekommen sei. Genetische Analysen des Y-Chromosoms und der Mitochondrien des Menschen stützen inzwischen die Out-of-Africa-Theorie. Erste Analysen von vier Milliarden Basenpaaren, die das Max-Planck-Institut in Leipzig präsentiert hat, weisen allerdings mittlerweile darauf hin, dass Neandertaler im Genom einiger moderner Menschen Spuren hinterlassen haben.[3]
Die ältesten Funde des modernen Menschen in Afrika sind etwa 160.000 Jahre alt. Außerhalb Afrikas reichen Funde des Homo sapiens bis etwa 100.000 Jahre zurück. Es handelt sich bei ihm um die einzige Menschenart, die Amerika (vor etwa 11.500 bis 15.000 Jahren, nach mancher Ansicht wesentlich früher) und Australien (vor etwa 60.000 Jahren) besiedelt hat. Homo sapiens ist zugleich der letzte Überlebende der Gattung Homo innerhalb der Familie der Hominiden.
Der Hofmeyr-Schädel aus Südafrika
Mitte des letzten Jahrhunderts wurde nahe der Stadt Hofmeyr in der südafrikanischen Provinz Ostkap ein menschlicher Schädel gefunden, der auf ein Alter von etwa 36.000 Jahren datiert werden konnte. Diese Datierung bestätigt genetische Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) vom subsaharischen Teil Afrikas aus vor rund 40.000 Jahren die "Alte Welt" besiedelte, die "Out of Africa"-Hypothese. Der neu untersuchte Schädel gibt erstmals Einblicke in die Morphologie dieser subsaharischen Population.[4]. Der moderne Mensch scheint also vor etwa 40.000 Jahren aus seinem Ursprungsgebiet Afrika südlich der Sahara aufgebrochen zu sein und die Welt besiedelt zu haben. Damit schließt der Schädel eine wesentliche Lücke bei den im subsaharischen Afrika gefundenen menschlichen Fossilien, die aus der Zeit von vor etwa 70.000 bis 15.000 Jahren stammen (in Afrika das "Later Stone Age", in Europa das Jungpaläolithikum). Der Hofmeyr-Schädel weist überraschende Ähnlichkeit mit etwa gleich alten Schädeln aus Europa auf und unterstützt damit zum ersten Mal die auf genetischen Untersuchungen basierende "Out of Africa"-Hypothese.
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