Himmel ist in vielen Religionen eine Sphäre, die alternativ zur empirischen Wirklichkeit übernatürliche Wesen, Erscheinungen oder Götter beheimatet. Außerdem kann dies ein Ort sein, an dem das jenseitige Leben gelebt wird und an dem die Götter oder der Gott ihre Heimat haben.
Der Himmel ist als Heimat der göttlichen Wesen und als erhoffter Ort der Fortdauer nach dem irdischen Leben ein häufiger Topos in Religionen. Gemein ist diesen Vorstellungen eine Transzendierung dieses Ortes und damit einhergehend die wichtige Rolle des Himmels in den eschatologischen Vorstellungen.
Als Gegenstück des Himmels wird die Hölle gesehen. Der Himmel gilt dann als der Ort der größtmöglichen Nähe zu Gott, die Hölle als Ort der größtmöglichen Gottferne; allerdings muss hier unterschieden werden zwischen einer übertragenen und mitunter auch schon zu Lebzeiten erreichbaren Verbindung oder einer tatsächlichen Hoffnung auf eine Begegnung mit Gott, die erst nach dem Tod geschehen kann.
Erst während der Zeit des zweiten Tempels (bis 70 n. Chr.) gewann der Glaube an eine leibliche Auferstehung innerhalb des Judentums an Bedeutung. Wichtige Textzeugnisse des Alten Testaments dafür sind bei Dan 12,3 EU zu finden. Die Pharisäer waren die größten Anhänger dieses Glaubens. Im Zentrum dieses Glaubens steht, dass Gott die Menschen beim Gericht entweder in das Paradies oder in die Hölle schickt. Die Zeit und Art des Gerichtes sind zwar im rabbinischen Judentum umstritten, Einigkeit herrscht allerdings darüber, dass der Himmel als Ort Gottes und der Engel für die Menschen auch nach der Auferstehung unerreichbar ist. Himmel und Paradies werden also getrennt gedacht.
Die Vorstellung der zweigeteilten Welt, die aus dem Himmel einerseits und aus der Erde andererseits besteht, spielt in der Erzählung der Genesis eine entscheidende Rolle, nach der der Schöpfergott JHWH in dem Sechstagewerk aus dem „Wüsten und Leeren“ aus dem „Tohu wawohu“ Himmel und Erde geschaffen hat. In diesem Sinne steht der Begriff Himmel und Erde aber mehr für alle sichtbaren Dinge (Erde) und alle unsichtbaren Dinge außer Gott. Schamajim („Himmel“) bezeichnet dabei den Himmel. In diesem Himmel sind neben JHWH auch die himmlischen Heerscharen und die Engel beheimatet. Darüber hinaus ist dies der Ort, von dem aus sich göttliche Theophanien ereignen (s. Dtn 33,26 EU; Ri 5,4 EU; Ps 18,10–18 EU).
Der Himmel als Heimat JHWHs wird darüber hinaus als unerreichbar charakterisiert, sodass der Versuch diesen zu erreichen mit göttlicher Strafe quittiert wird (s. Dtn 30,12 EU; Gen 11,1–9 EU).
Die Frage, wie, ob und in welcher Form an ein Leben nach dem Tod gedacht werden kann, war die gesamte Geschichte des Christentums hindurch Thema der theologischen Diskussion. Festzuhalten ist zunächst, dass bis in das 18. Jahrhundert keine nennenswerte Diskussion über das Ob geführt wurde. Debatten gab es insbesondere um die Frage, ob der Himmel, wie im Neuen Testament angedeutet, der Platz sei, an dem die Menschen Gott begegnen, also eine theozentrische Jenseitsdeutung, oder ob dies der Ort sei, an dem für die Menschen das in Gen 2–3 geschaffene Paradies wiederhergestellt wird.
Ab 1900 kam im Protestantismus in Bezug auf die bis dahin gängigen Spekulationen Ernüchterung auf. So stellt Ernst Troeltsch fest, dass „wir über das Schicksal des Individuums heute weniger spekulieren dürfen als früher.“ Mit Rudolf Bultmann und der Debatte über die Entmythologisierung der Bibel wurde diese Sicht gestützt und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod im Himmel als menschliche Anmaßung zurückgewiesen.
Auf Seiten der katholischen Kirche verlief die Debatte so, dass die Sicht auf den Himmel bis heute dogmatisch mit den Beschlüssen der Päpste des Mittelalters in Einklang gebracht ist: Hauptmotiv für die katholische Lehre vom Himmel ist demnach die Gottesschau (die Visio beatifica), deren beseligende Erfahrung dem Menschen bereits zu Lebzeiten zukommen kann. Grundlegendes Moment ist die Gemeinschaft mit der göttlichen Dreifaltigkeit.
Im Neuen Testament kommt insbesondere im Matthäusevangelium dem Himmel eine besondere Rolle zu: Im Gegensatz zu der bei Markus verwendeten Wendung vom Reich Gottes steht hier das Himmelreich im Zentrum der Predigten Jesu. Als Grund hierfür wird zweierlei angeführt: Zum einen könnte dahinter die Scheu der Juden vor dem Aussprechen des Gottesnamens stehen, die Jesus davon abhielt den Namen Gottes auszusprechen und stattdessen eine gebräuchliche Umschrift benutzte: Um den Gottesnamen JHWH nicht auszusprechen wurden verschiedene andere Sprechweisen im Judentum etabliert. Einer davon, der allerdings im Alten Testament noch nicht nachweisbar ist, ist Ha-Schem (Der Name). In der Folge wurde auf Grund der großen Nähe zu Ha-Schamajim (Der Himmel) auch dies als Anrufung Gottes verwendet und damit waren zur Zeit Jesu die beiden Formulierungen Reich Gottes und Himmelreich inhaltlich identisch. Als zweiter Grund wird eine theologische Implikation angenommen: Nach Matth 28,18 ist Jesus alle Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben. Somit spricht Matthäus in Mt 13,41 EU; Mt 16,28 EU und Mt 20,21 EU vom Reich des Menschensohnes.
Eine spezifische Himmelsvorstellung liefert die Offenbarung des Johannes mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalems, das konzeptuell an die im Buch Ezechiel des Alten Testaments geschilderte Vision von einem wiedererrichteten, endzeitlichen Jerusalem anknüpft.
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