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Mittwoch, 19. Februar 2020

Die Hölle



Die Hölle ist nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel. In modernen christlichen Glaubenslehren ist diese Vorstellung allerdings in verschiedener Weise modifiziert oder auch ganz fallen gelassen worden. Andere Religionen und Kulturen hatten bzw. haben teilweise ähnliche Vorstellungen eines jenseitigen unwirtlichen Ortes der Verdammnis.


Im Christentum wird die Existenz einer Hölle gelehrt. Dabei gibt es viele unterschiedliche Vorstellungen, was damit gemeint sei. Traditionell ist sie ein Ort ewiger Verdammnis, an den die Seelen der Missetäter nach dem Jüngsten Gericht gelangen. Sie steht im Gegensatz zu einem Ort absoluter Glückseligkeit (Paradies, ewiges Leben, Himmel). Das Purgatorium (Fegefeuer) nimmt als ein Ort der Läuterung eine Zwischenstellung ein.

In den Texten des Neuen Testament spricht Jesus Christus von einem Ort der Verdammnis, wenn er etwa vor Feuer warnt (Mt 5,22–29f EU; Mt 13,36-43 EU, Mt 13,47–50 EU), vor der Finsternis, in der Heulen und Zähneklappern herrschen (Mt 8,12 EU) und vor dem Tag des Gerichtes (Mt 10,15 EU). Das Christentum sieht sich andererseits als Erlösungsreligion, nach der die der Sünde und dem Tod verfallenen Menschen durch den Sühnetod und die Auferstehung Jesu Christi gerettet werden. Im Lehren und Wirken Jesu und der Apostel (vgl. Gal 1,12 EU) wird verkündet, dass Christus gekommen sei, um alle Menschen zu erlösen (Jes 45,23–24 EU, Phil 2,9–11 EU, Röm 14,11 EU, Offb 15,4 EU).
Die Offenbarung des Johannes erwähnt das Gericht über alle Toten. Dem „Feuersee“ werden, nachdem alle nach ihren Werken gerichtet wurden, letztlich „der Tod und die Unterwelt“ übergeben. Offb 20,13–14 EU.
Die Hölle wird in der christlichen Ikonographie häufig als Höllenrachen, als lodernder Flammenort und Höllenberg dargestellt. Darstellungen der orthodoxen Kirchen kennen auch den Feuerfluss. Ikonen, die das jüngste Gericht darstellen, zeigen zugleich einen von Christus zu den Heiligen ausgehenden Strom von Licht und einen Strom von Feuer im unteren Teil, wo sich die Dämonen und diejenigen befinden, „die niemals Reue gezeigt haben“.
Ebenso wie die wörtliche Lektüre der Offenbarung des Johannes prägte die apokryphe Offenbarung des Petrus des 2. Jahrhunderts stark die spätere mittelalterliche Vorstellung der Hölle als Ort der ewigen Strafen. Sie beschreibt diese detailliert, und dass die menschlichen Opfer teilweise sogar an der Bestrafung mitwirken können. Zwar wurde die Schrift nicht in den biblischen Kanon aufgenommen, einige Apologeten wie zum Beispiel Clemens Alexandrinus (150–215) sahen sie allerdings als ein Zeugnis des Apostels Simon Petrus an, so dass ihr Einfluss bedeutend war.
Viele Kirchenväter des ersten bis dritten Jahrhunderts (zum Beispiel Klemens von Rom, Ignatius, Justin der Märtyrer, Irenäus von Lyon, Tertullian und später Augustinus von Hippo) beschreiben eine ewige Hölle in unterschiedlicher Form. Auch in den nachbiblischen Apophthegmata Patrum, den volkstümlichen Aussprüchen der Wüstenväter, die großenteils aus dem christlichen Ägypten des 4. Jahrhunderts stammen, finden sich sehr drastisch-bildliche Schilderungen.
Manche frühen Theologen wie etwa Origenes (185–254) lehrten die Allaussöhnung, das heißt die Rückkehr aller Geschöpfe zu Gott, was auch von einigen Kirchenvätern des vierten und fünften Jahrhunderts aufgenommen wurde, etwa Gregor von Nyssa, Didymus dem Blinden, Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia. Durch die Liturgie des Letzteren wurde die Apokatastasis (Allaussöhnung) in die Assyrische Kirche übernommen. Von der katholisch-orthodoxen Reichskirche wurde diese Sichtweise abgelehnt. In einem lokalen Konzil wurde die Allversöhnungslehre 543 verurteilt, beeinflusst durch das von Kaiser Justinian I. verfasste Liber adversus Origenem. Das Zweite Ökumenische Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 verurteilte Origenes (Edikt contra Origenem) und verabschiedete den Kanon.
Im XVII. Artikel des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530 formulierte die evangelisch-lutherische Kirche:
„Auch wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am jüngsten Tage kommen wird, zu richten, und alle Toten auferwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe verdammen. Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen, so lehren, dass die Teufel und verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.“



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