Translate

Samstag, 7. April 2018

Keine Ansammlung von Skandalen


Im Netz zum Thema gefunden

Hexenverbrennungen, Heilige Kriege oder die Inquisition. Das sind nur einige Skandale, die der katholischen Kirche angelastet werden. In seinem neuen Buch nimmt der Autor Manfred Lütz die Geschichte der Kirche noch einmal neu unter die Lupe.
Dr. Manfred Lütz ist kein Mann, dem es an Selbstbewusstsein mangelt. Er verheimlicht nicht, dass er ein Bestsellerautor ist. Warum sollte er das auch tun? Es stimmt. Von den Auflagen seiner Bücher träumen andere Autoren.
Forsch kommt er durch die Tür von DOMRADIO.DE und nimmt das Gespräch gleich in die Hand – zunächst mit einigen Medientipps für die Redaktion zur optimalen Vermarktung seines Buches. Fast unnötig, denn sein neues Buch über die vermeintlichen Skandale des Christentums steht bereits auf Platz zwei der Spiegel Bestsellerliste.

Es geht um wissenschaftlich belegte Fakten
Nein, nein, wehrt er ab, er habe kein katholisches Buch für Katholiken geschrieben, weit gefehlt. "Der Skandal der Skandale – Die geheime Geschichte des Christentums" sei alles andere als ein Verteidigungsbuch der Kirche. Hier gehe es schlicht um Fakten, um wissenschaftliche Authentizität, um ein Zurechtrücken von Irrtümern. Das mit der Wissenschaftlichkeit ist Lütz sehr wichtig, denn er lässt immer wieder ins Gespräch einfließen, dass er sein Buch vorab von anerkannten Historikern habe gegenlesen lassen und die hätten ihn bestätigt.
So steht ein prominenter Kirchengeschichtler auch Pate für das Buch. Professor Arnold Angenendt hatte 2007 in seinem Buch "Toleranz und Gewalt" den gängigen Anklagen gegen das Christentum Paroli geboten und sie in großen Teilen wissenschaftlich widerlegt. Lütz war von dem Buch so begeistert, dass er sich daran machte, den wesentlichen Inhalt neu zu formulieren – und zwar in Lützens-Bestsellerdeutsch. "So dass es auch mein Friseur mit Begeisterung gelesen hat", wie er erklärt.
Das Christentum - eine Friedensbewegung
Da geht es dann um die Heiligen Kriege, um die Inquisition, um die Rolle der Frau, um Hexenverbrennungen, alles erfrischend zu lesen und im Spiegel einer Sichtweise, die die gängigen Kirchenklischees von bösen Ablass-Päpsten, mordlustige Kreuzzugsbanden mit ihrem Schlachtruf "Gott will es" oder frauenverachtenden Dogmatikern alt aussehen lassen.
Ganz im Gegenteil, sagt Lütz, die Kirche sei über Jahrhunderte eine Friedensbewegung gewesen, das Christentum habe Toleranz und Menschenrechte erfunden und ihr einstmals aufgebrachter katholischer Ehekonsens sei der Nährboden für die Emanzipation der Frau. Ohne das geistige Fundament des Christentums sei das moderne Europa nicht denkbar, ist der Buchautor überzeugt.
Steile Thesen
"Das sind steile Thesen", ruft Lütz. Steil, spannend und auch lohnenswert ist es, darüber nachzudenken. Ob man nun katholisch ist oder nicht. Wie Lütz betont, muss man weder das eine noch das andere sein, um sein Buch mit Genuss zu lesen. Für alle Nichtchristen streut er gern das begehrte Günther Jauchsche Wissensfutter aus. "Nach Lektüre meines Buches gewinnen sie jede Quizzshow über das Christentum", sagt Lütz. Der Psychiater und Theologe versteht es, auf die Pauke zu hauen, um für das Christentum und für sein Buch Werbung zu machen.
Seinen missionarischen Eifer muss er auch gar nicht verleugnen, indem er die Angst vieler Katholiken spiegelt, sie könnten mit ihrer vom kirchlichen Glaubenszeugnis geprägten Botschaft andere verstören. Natürlich hat Dr. Lütz ein katholisches Buch geschrieben – warum auch nicht. Die Zeiten, in denen Andersgläubige um dezidiert katholische Bücher per se einen großen Bogen machten, sind längst vorbei. Das zeigt auch Platz 2 auf der Bestsellerliste für das neue Buch von Dr. Manfred Lütz, das auch Bücherpapst Denis Scheck lobt, obwohl der nun wirklich nichts mit Kirche und Religion am Hut hat. Inzwischen ist es müßig, darauf hinzuweisen, weil es weder Herrn Scheck noch andere in diesem Zusammenhang interessiert. Denn den Erfolg seines spannenden Buches kann auch die überaus katholische Prägung von Dr. Manfred Lütz - Gott sei Dank - nicht verhindern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts