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Mittwoch, 18. Oktober 2017

Zarathustra


Zarathustra (avestisch Zaraθuštra) bzw. Zoroaster (griechisch Zōroastrēs), genannt auch Zarathustra Spitama, lehrte im zweiten oder ersten Jahrtausend v. Chr. als altiranischer Zaotar (Priester). Er verhalf dem nach ihm benannten Zoroastrismus zum späteren Durchbruch als persisch-medische beziehungsweise iranische Religion, weshalb er beispielsweise auch „Gründer des Zoroastrismus“, „Religionsstifter“ oder „Reformator“ genannt wird. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt. Die Anhängerschaft im heutigen Indien und Pakistan umfasst insbesondere die ethnisch-religiösen Gruppen der Parsen und zum Teil der Irani.
Der Name Zaraθuštra bedeutet vermutlich „Besitzer wertvoller Kamele“ (die Deutung des Vordergliedes zarat- als ‚alt, kostbar, goldfarben‘ ist umstritten, das Hinterglied dieser Zusammensetzung wird allgemein mit avestisch -uštra- „Kamel“ identifiziert). Weitere Namensformen sind
beispielsweise: mittelpersischZarduscht,[4] persisch زَردُشت Zardošt / زَرتُشت Zartoštpaschtunisch زردښت Zardaxtkurdisch Zerdeştaltgriechisch Ζωροάστηρ Zōroastēr / Ζωροάστρης Zōroástrēs.
Die Griechen der Antike sahen in ihm einen Weisen; in den Augen der französischen Philosophen, unter anderem Voltaires, war er Vermittler in religiösen Glaubensfragen.
Ähnlich vielfältig sind die Aussagen in der Orientalistik, die eine endgültige Klärung über das Wirken Zarathustras bisher nicht möglich machen. Es bleibt unklar, in welchem sozialen und geografischen Umfeld er wirkte, wessen Ideen er aufnahm oder auf welchen Grundlagen er seine Lehre aufbaute. Die Orientalistik versieht Zarathustra mit den Begriffen Politiker und Schamane. Er gilt manchen auch als Begründer der ersten, auf dem Glauben an Ahura Mazda beruhenden, monotheistischen Religion.
Die bisher von den Historikern vorgenommenen zeitlichen Einordnungen beruhen auf diversen Quellen, aus deren Interpretation teilweise Theorien und Thesen über das Wirken Zarathustras entwickelt wurden, die die wenigen archäologischen Hinweise ignorieren. So wurde beispielsweise erstmals bei Ammianus Marcellinus über Wischtaspa (Vater von Dareios I.) eine Verbindung zu den Achämeniden hergestellt. Der Umstand, dass Wischtaspa viele Jahrhunderte hindurch ein gebräuchlicher Name war, schließt aber eine genaue zeitliche Zuordnung aus.
Die Hauptquelle zu Zarathustra ist das Avesta, eine Sammlung heiliger Texte, die in avestischer Sprache irgendwann zwischen dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. verfasst wurden. Ihre früheste schriftliche Aufzeichnung kann nach einer umstrittenen These in aramäischer bzw. der daraus abgeleiteten parthischen Schrift erfolgt sein, etwa im 1. Jahrhundert n. Chr. oder kurz davor.
Eine Version des 3. Jahrhunderts n. Chr. könnte in der ebenfalls von der aramäischen Schrift abgeleiteten Pahlavi-Schrift überliefert worden sein, deren verwendete Buchstaben mehrdeutige Übersetzungen zulassen. Da die Sprache des Avesta Altiranisch ist und zur Zeit der ersten Niederschrift des Textes aufgrund der teilweise unbekannten Buchstaben nicht mehr vollständig verstanden wurde, erfolgte in sassanidischer Zeit eine erneute genaue Niederschrift in der neu konzipierten avestischen Schrift, deren Zeichenbestand mit 48 Buchstaben eine lautlich recht genaue Wiedergabe der Texte, die in der vorhergehenden Zeit über Jahrhunderte vor allem mündlich tradiert und gelehrt worden waren, erlaubte.
Obwohl die Inhalte mündlich mit größter Genauigkeit weitergegeben wurden, bestehen keine Zweifel daran, dass die vorliegenden Avesta-Texte zu den sprachlich am schlechtesten überlieferten und inhaltlich zweifelhaftesten heiligen Schriften gehören. Die Versuche zoroastrischer Gelehrter, in der Sassanidenzeit vom 3. bis 7. Jahrhundert n. Chr. und im Mittelalter die avestischen Vorlagen einheitlich in das sogenannte Zend-Avesta zu übersetzen, schlugen fehl. Bis heute ist es nicht gelungen, auch nur eine unumstrittene Übersetzung des Avesta vorzulegen.
Teilweise wird auch eine aus mündlicher Überlieferung entstandene Sammlung als Nachweis angeführt; zumeist liturgische Texte, die im 6. Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben wurden und nur bruchstückhaft erhalten sind.
Sprach- und Religionswissenschaftler kommen bezüglich der Bestimmung einer Hauptquelle, die auf Zarathustra führen könnte, weder im sprachlich-textlichen Verständnis noch in der Deutung zu einer Annäherung. Besonders gilt dies für die 859 Zeilen umfassenden „17 Gathas des Zarathustra“ („Gesänge, Verspredigten“). Auch hier ist eine eindeutige Übersetzung nicht möglich, weshalb jede vorgenommene Lesung gegenüber vorliegenden älteren Texten eine abweichende Neufassung bedeutet. Zudem werfen auch die offenkundigen Parallelen zu alten Texten der Inder mehr Fragen als Antworten auf und lassen die Erhärtung einer bestimmten Interpretation bisher nicht zu.
Die Religion ist stark monotheistisch, der Kampf zwischen Gut und Böse prägt den Glauben. Der Sieg des Guten über das Böse wird am Tag des Jüngsten Gerichtskommen. Bis zu diesem Tag haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit. Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:
  • gute Gedanken
  • gute Worte
  • gute Taten
Ahura Mazda, der weise Herr, erschuf die Welt auf dem Fundament der Wahrhaftigkeit. Der Gute Geist (Spenta Mainyu) und der Böse Geist (Angra Mainyu) sind Zwillinge, durch deren Zusammenwirken die Welt besteht. Damit das Gute über das Böse siegt, muss der Mensch sich entscheiden, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches die Möglichkeit bekommen hat, zu führen und zu ändern. Der Mensch kann vergeben oder hassen, der Mensch ist ein Mensch, weil er sich nicht von seinen Instinkten leiten lässt. Jedem ist es überlassen, sich für das Gute zu entscheiden und so den Kampf Ahura Mazdas gegen das Böse zu unterstützen. Wichtig ist hierbei, dass der Zarathustrismus bzw. Ahura Mazda den Menschen zu nichts zwingt. Der Mensch wird als vernünftiges Wesen frei geboren und kann allein durch freie Entscheidung und persönliche Einsicht zu Gott gelangen.
Es bestehen sechs Aspekte Gottes (Amesha Spentas), oder auch sieben – siehe auch Haft Sin (sieben Dekorationsschalen), Sieben SpeisenHaft Mewa (Sieben-Früchte-Getränk) und Samanak [Keimlinge aus sieben Sorten Getreide] im Nouruz, die die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren. Diese werden in dem Avesta, dem heiligen Buch des Zarathustrismus, zum Teil als engelhafte Wesen personifiziert:
  • Der gute Sinn.
  • Die beste Wahrheit/Wahrhaftigkeit.
  • Das wünschenswerte Reich.
  • Die segenbringende Frömmigkeit.
  • Wohlfahrt.
  • Nicht-Sterben.
  • Der segenbringende Geist wird von manchen dazugezählt.
Zarathustras Gottesdienst negiert jegliche Art von Opferhandlungen, wie es sie zu seiner Zeit in Gestalt der Kulte der Mithras-Priester gab. Zarathustra Spitama widmete sich dem Kampf gegen diese – aus seiner Sicht – Götzerei und wurde daher verfolgt. Die auf Ahura Mazda gerichteten Andachtszeremonien wurden um einen Feuer-Altar mit erhobenen Händen abgehalten, wobei man die Lobpreisungen sang.
Der Mensch hat im diesseitigen Leben die Wahl zwischen Gut und Böse. Sofern das Gute im Menschen überwiegt, gelangt der Mensch nach seinem Tode über die Činvat-Brücke ins Paradies, aus dem Zarathustra einer iranischen Legende nach das Avesta und das „Heilige Feuer“ (Atar) erhalten haben soll. Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke ein breiter Weg, für den anderen schmal wie eine Messerschneide.

Fortschreibung der Lehre

In einer späteren Umformung wird, insbesondere unter den Sassaniden, die Zoroastrische Religion durch einen Zeitgott, genannt Zurvan, ergänzt. Dieser viergestaltige Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Zur Datierung der Lebenszeit Zarathustras gibt es mehrere widersprüchliche Meinungen:
  1. Zarathustra lebte um 1800 v. Chr., genauer: wurde 1768 v. Chr. geboren. Diese Ansicht vertreten insbesondere iranische Wissenschaftler (Behrūz, Derakhshani) und Mary Boyce. Im Kontext der Besiedlung Persiens sei Zarathustras Auftreten bereits mit der ersten Einwanderungswelle anzusetzen.
    • Die Erwähnung des Gottes Mithra in den Gathas birgt damit Datierungsprobleme, da gesicherte Hinweise auf diesen Gott erst zu späterer Zeit vorliegen und dessen Kult von Zarathustra im Avesta verdammt wurde.
  2. Zarathustra lebte um 1000 v. Chr. Das nehmen u. a. Eilers und Stausberg an. Diese Datierung setzt das Auftreten Zarathustras im Gebiet um Baktrien voraus.
    • Eine solche mittlere Datierung wäre mit dem als sicher geltenden Auftreten der iranischen Stämme der Meder und Perser kaum in Übereinstimmung zu bringen. Auch soll Zarathustra vor seinem „Berufungserlebnis“ schon als Priester bzw. Magier tätig gewesen sein. Aus diesen Gründen bestimmte Frye das Wirken Zarathustras für die Zeit um 800 v. Chr.
  3. Zarathustra lebte um 600 v. Chr. Diese späte Variante basiert auf der Überlieferung des islamischen Gelehrten Biruni, der nach sassanidischer Tradition den Zeitpunkt der Berufung Zarathustras auf 258 Jahre vor Alexander festgelegt hat. Hierauf stützen sich WiesehöferLommelAltheim und Walther Hinz. Danach hat Zarathustra von 630 v. Chr. bis 553 v. Chr. gelebt. Hinz vermutet ein Zusammentreffen von Zarathustra und Kyros II. (585–530 v. Chr.), der dessen Lehre nicht übernahm, sondern sich tolerant gegenüber allen Religionen zeigte.
    • Eine Bestätigung für die Verehrung des von Zarathustra genannten obersten Gottes Ahura Mazda wurde erst unter Dareios I. (* 549 v. Chr.; † 486 v. Chr.) als sicher nachgewiesen. Dies veranlasste Hertel und Herzfeld, wie von Ammianus Marcellinus überliefert, den Fürsten Vistaspa, der Zarathustra förderte, als Hystaspes, den Vater von Dareios I. zu identifizieren, womit Zarathustra der ältere Zeitgenosse des Sohnes gewesen wäre.
    • Schließlich verweist der Orientalist Thomas Hyde darauf, dass der syrische Gelehrte Abu’l Faradsch in seiner „Dynastiengeschichte“ schreibt, Zarathustra sei in Babylon ein Schüler des Propheten Daniel gewesen. Gemäß biblischer Überlieferung gehörte dieser zu dem Teil der Bevölkerung von Juda, den Nebukadnezar II. in die Babylonische Gefangenschaft geschickt hat, die von 598 bis 539 v. Chr. währte.
Neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden und Argumenten spielen auch ideologische Motive eine Rolle in dieser Auseinandersetzung. Zarathustrier feiern seinen Geburtstag am 26. März.

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