Martin Buber wurde 1878 in Wien als Sohn von Karl (Castiel
Salomon) Buber und Elise Buber, geborene Wurgast, in wohlhabende Verhältnisse
geboren. Nach der Trennung seiner Eltern 1881 wuchs er ab dem Alter von vier
Jahren bei seinen Großeltern im galizischen Lemberg (heute Lviv, Ukraine) auf.
Sein Großvater war der Privatgelehrte und Midraschexperte Salomon Buber, der
zu seiner Zeit einer der wichtigsten Forscher und Sammler auf dem Gebiet der
chassidischen Tradition des osteuropäischen Judentums war. Nach dem Besuch des
polnischen Gymnasiums in Lemberg studierte Martin Buber in Wien, Leipzig,
Zürich[2] und Berlin. Er belegte Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte,
Psychiatrie und Psychologie, u. a. bei Wilhelm Dilthey und Georg Simmel.
1899 heiratete er die katholische Paula Winkler, die an
seiner Arbeit intensiv mitwirkte und unter dem Pseudonym Georg Munk selbst
schrieb. Das Paar hatte zwei Kinder: Sohn Rafael (1900–1990), von 1922 bis 1929
mit Margarete Buber-Neumann (1901–1989) verheiratet, und Tochter Eva
(1901–1992), verheiratet mit Ludwig Strauss.In Wien lernte er Theodor Herzl persönlich kennen (erste briefliche Kontakte im Februar 1900) und schloss sich dessen zionistischer Bewegung an. Im September 1901 übertrug Herzl Buber die Leitung des zionistischen Parteiorgans Die Welt als Nachfolger Berthold Feiwels, der nicht dazu zu bewegen war, die Funktion weiterhin wahrzunehmen.
Kurz nach den November-Pogromen erschien Ende 1938 ein
offener Brief Mahatma Gandhis unter der Überschrift „Die Juden“, in dem er zur
Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland, zum Zionismus und zum
Palästinakonflikt Stellung bezog. Gegen diesen Text wandte sich nicht nur
Martin Buber. Gandhi betonte zwar seine Sympathien für das jüdische Volk,
lehnte aber den Zionismus als ungerecht gegenüber den Arabern ab, denen
Palästina ebenso zustehe wie England den Engländern und Frankreich den
Franzosen. Ein Krieg gegen Deutschland könne zur Verhinderung der „frevelhaften
Verfolgung eines ganzen Volkes“ gerechtfertigt werden. Allerdings könnten die
Juden der Verfolgung mit gewaltlosem, organisiertem, zivilen Widerstand
begegnen. Es gebe Gemeinsamkeiten zur Situation der Unberührbaren in Indien und
zur Diskriminierung der Inder in Südafrika.[5] Buber widersprach in seiner
scharfen Replik dem Vergleich zwischen der antisemitischen Gewalt mit der
Diskriminierung der Inder durch die Briten und Buren. Gandhi kenne die Lage in
den deutschen Konzentrationslagern nur unzureichend. Das Ausmaß des
nationalsozialistischen Terrors sei ihm nicht bewusst. Buber drückte seine
Enttäuschung darüber aus, dass der von ihm geschätzte und verehrte Gandhi
oberflächlich urteile, denn die Inder in Südafrika würden diskriminiert, seien
aber weder vogelfrei noch würden sie systematisch beraubt oder sogar umgebracht
und zu „Geiseln für das erwünschte Verhalten des Auslands“ gemacht. Jahrelanger
gewaltloser Widerstand jüdischer Deutscher habe die Nationalsozialisten nicht
an ihren Unrechtstaten hindern können, sondern die Gewalt eher verstärkt.
Gandhis Behauptung, Palästina gehöre ausschließlich den Arabern, sei
historisch, rechtlich und moralisch falsch. Vielmehr stehe Palästina beiden
Völkern bzw. allen Völkern zu, die geschichtlich mit diesem Land verbunden
seien. Nur ein gemeinsames gewaltfreies Leben miteinander führe zu Frieden und
Gerechtigkeit.[6]
1953 erhielt Buber den „Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels“, mit dessen, in Israel sehr umstrittenen, Entgegennahme in der
Frankfurter Paulskirche setzte er ein Zeichen der Verständigungsbereitschaft.
Der Bergsträßer Anzeiger schrieb zu seiner Dankesrede anlässlich der
Verleihung: „Buber habe die Welt in seinen Dankesworten ermahnt das Vertrauen
zurückzugewinnen. Die Krise der Menschen zeige sich am deutlichsten als eine
Krise des Vertrauens“. Nach Heppenheim kehrten weder er noch seine Frau je
zurück.[4]In New York war Buber 1955 neben Hannah Arendt, Gershom Scholem u. a. an der Gründung des Leo Baeck Instituts beteiligt, einer wichtigen Dokumentations- und Forschungsstätte für die Geschichte der deutschsprachigen Juden. Ein Großteil der Bestände, die in elektronischer Form vorliegen, ist im Jüdischen Museum Berlin einsehbar. Buber gehörte auch – ebenso wie Hannah Arendt – zu den Autoren des Aufbau.
Paula Buber starb 1958 in Venedig bei der Rückkehr von einer Reise durch die USA und Europa, die sie mit ihrem Mann gemeinsam unternommen hatte. Martin Buber starb 1965 in Jerusalem.
Im Jahr 1970 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Bubergasse nach ihm benannt. Auch ist die Martin-Buber-Jugendherberge (1974) in Überlingen am Bodensee nach ihm benannt.
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