Der Text Nun danket alle Gott erschien erstmals 1636 in Rinckarts Jesu Hertz-Büchlein, wo er unter der Rubrik „Tisch-Gebetlein“ aufgeführt ist. Die Melodie wird von einigen Hymnologen ebenfalls Rinckart zugeschrieben, von anderen Johann Crüger, in dessen Gesangbuch Praxis pietatis melica von 1647 sie erstmals veröffentlicht ist. Die drei Strophen wurden zu dieser Zeit entweder selbständig als Tischgebet oder zusammen mit der Melodie als „Lied zu Tisch“ vorgetragen. Eine traditionell oft vermutete Verbindung zum hundertjährigen Jubiläum der Confessio Augustana (1630) erschließt sich dagegen aus dem Text selbst nicht und gilt als historisch fragwürdig.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörte das Lied bereits zum festen Bestand vieler bedeutender evangelischer Kirchengesangbücher in Deutschland. Berühmt wurde es im 18. Jahrhundert in Anlehnung an die Schlacht von Leuthen als „Choral von Leuthen“. In der Nähe des niederschlesischen Ortes Leuthen besiegte am 5. Dezember 1757 die preußische Armee unter Friedrich II. die Österreicher im Siebenjährigen Krieg. Am Abend nach der Schlacht sollen 25.000 Soldaten spontan das Lied angestimmt haben, das in der Folgezeit zunächst in Preußen, später in ganz Deutschland zu einer beliebten vaterländischen Hymne avancierte.
Eine ungewöhnliche und wesentlich ambivalentere Rolle spielt Nun danket alle Gott in Börries Freiherr von Münchhausens Ballade Der Todspieler von 1903, in der ein evangelischer Pastor auf tragische, unerklärliche Weise durch sein besonders inspiriertes Spiel des Chorals nach und nach den Tod seiner Frau und zweier seiner drei Söhne verschuldet.
Der Choral wurde auch 1955 im Lager Friedland nach Ankunft der offiziell letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion, deren Heimkehr Bundeskanzler Konrad Adenauer erwirkt hatte, angestimmt.
Das Lied erfuhr zahlreiche musikalische Bearbeitungen, unter anderem durch Johann Christoph Altnikol, Johann Pachelbel, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach (BWV 79, 192, 252, 386, 657 sowie mehrere Fragmente), Felix Mendelssohn Bartholdy (Lobgesang), Franz Liszt, Max Reger und John Rutter (Now thank wo all our God, 1974). Es ist im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 321 verzeichnet (EG 321). Im katholischen Gesangbuch Gotteslob ist es unter Nummer 405 (GL 405), im Mennonitischen Gesangbuch unter Nummer 53 (MG 53) und im Neuapostolischen Gesangbuch unter Nummer 256 (NG 256) zu finden. Durch Übersetzungen in viele Sprachen, beispielsweise durch Catherine Winkworth ins Englische, ist es auch über Deutschland hinaus verbreitet.
Das Lied besteht aus drei Strophen, der Text lautet:
Originaltext | Heutige Textfassung |
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Nun dancket alle Gott
Mit Hertzen Mund vnd Händen Der grosse Dinge thut An vns vnd aller Enden Der vns von Mutter Leib Vnd Kindes Beinen an Vnzehlig viel zu gut Vnd noch j[e]tzund gethan. Der ewig reiche Gott Woll vns auff vnser Leben Ein jmmer frölich Hertz Vnd edlen Frieden geben: Vnd vns in seiner Gnad Erhalten fort vnd fort Vnd uns aus aller Noth Erlösen hier vnd dort. Lob / Ehr v[n]d Preis sey Gott Dem Vater vnd dem Sohne Vnd dem der beyden gleich Im höchsten Himmels Throne: Dem dreymal einen Gott Als Er vrsprünglich war Vnd ist / vnd bleiben wird Jetzund vnd jmmerdar. |
Nun danket alle Gott
mit Herzen, Mund und Händen. Der große Dinge tut an uns und allen Enden, Der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an Unzählig viel zu gut bis hierher hat getan. Der ewig reiche Gott woll uns in unserm Leben Ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben Und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort Und uns aus aller Not erlösen hier und dort. Lob, Ehr und Preis sei Gott, dem Vater und dem Sohne Und Gott, dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreieinen Gott, wie es im Anfang war Und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar. |
Die Originalfassung Rinckarts wurde mit geringeren Abweichungen bis ins 20. Jahrhundert hinein gesungen und fand sich im bis 1993/96 verwendeten Evangelischen Kirchengesangbuch. Die heute gebräuchliche Fassung ist eine textlich modernisierte und in der dritten Strophe zudem vereinfachte Variante.
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