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Samstag, 30. März 2019

Gottesbeweis



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Der Ausdruck Gottesbeweis bezeichnet in neuzeitlicher Terminologie den Versuch, mit Hilfe der Vernunft die Existenz (eines) Gottes zu beweisen. Dieser Terminus wurde rückwirkend auf verschiedenste philosophische Konzepte angewendet, die die Existenz von Göttern bzw. eines Gottes glaubhaft machen wollten. Im Gegensatz dazu gibt es den religiösen Irrationalismus, dessen Vertreter vernunftgeleitete Erörterungen der Existenz Gottes ablehnen.

Versuche, die Existenz von Göttern wahrscheinlich zu machen bzw. Gottesbeweise darzulegen, finden sich bereits in der Philosophie der Antike, z. B. bei Cicero und Seneca; ferner in der jüdischen und frühchristlichen Apologetik, danach bei den Kirchenvätern, wie z. B.: bei Augustinus. Es folgten die jüdische und arabische Philosophie des Mittelalters und die z. T. damit verbundenen Gottesbeweise der Scholastik, u. a. der des Anselm von Canterbury. Mit Beginn der Neuzeit gab es rationalistische Anstrengungen, Gottesbeweise zu erbringen, wie z. B. von Descartes und Leibniz.
Die neuzeitliche Einschätzung der philosophischen Relevanz von Gottesbeweisen beruht weitgehend auf der grundsätzlichen Kritik durch Immanuel Kant. In seiner Kritik der reinen Vernunft beschränkt er mögliche Erkenntnisse über Sachverhalte auf den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren. Die klassischen Gottesbeweise sind demnach nicht schlüssig, weil es keine Anschauung ohne Interpretation (Begriffe) gibt. Die Menschen legen vielmehr ihren eigenen Glauben in die Beweise hinein. Dies betrifft speziell die mittelalterlichen scholastischen Gottesbeweise, darunter den ontologischen. Spätere Religionskritiker wie Ludwig Feuerbach hatten die Idee, Gott als Inbegriff menschlicher Wünsche nach einem erfüllten Leben aufzufassen, die dem jeweils individuellen, aber ursprünglichen Wesen des Menschen entsprechen. Nach dieser Projektionstheorie wäre Gott nur eine Fiktion, ein spontanes, auf Glauben beruhendes Konstrukt menschlicher Fantasie, die keine überprüfbare Aussage über die Existenz Gottes begründen kann.
Neuscholastiker und einige Religionsphilosophen argumentieren ähnlich wie die Protagonisten früherer Gottesbeweise, etwa in der Natürlichen Theologie. Vertreter der Analytischen Philosophie greifen einerseits Kants Kritik auf, etwa John Leslie Mackie, versuchen andererseits aber, wie zum Beispiel Alvin Plantinga und Richard Swinburne, Gottesbeweise neu zu formulieren. Dies betrifft auch den ontologischen Gottesbeweis. 
In der vorchristlichen Antike und im christlichen Mittelalter Europas stand die Existenz von Göttern oder eines Gottes meist nicht in Frage. Durch Etablierung von Staatsreligionen und deren Wahrheitsanspruch war es vielerorts rechtlich nicht erlaubt, daran öffentlich zu zweifeln. Ein formaler Beweis war also nicht als Reaktion auf publizierte Kritik notwendig, sondern hatte das Ziel, religiöse Überzeugungen zu stützen oder theoretisch zu untermauern.
Viele Frühscholastiker betonen die Notwendigkeit, zwischen Vernunft und Glaube zu vermitteln. Wesentlich dafür ist die Auffassung, dass der Vernunft die Existenz Gottes einsichtig ist. In diesem Sinne hatten bereits arabische, insbesondere kalamitische und jüdische Denker (Maimonides) Gottesbeweise entwickelt.
Gottesbeweise dienten außerdem dazu, „Heiden“ zu bekehren, weil sich allein durch politische Macht in heidnisch geprägten Gesellschaften keine bestimmte Religiosität erzwingen lässt. Wo zudem die Bibel noch nicht als Heilige Schrift anerkannt wird, kann nicht erfolgreich offenbarungstheologisch argumentiert werden.
Hoch-Zeiten der Gottesbeweise waren die Frühe Neuzeit und die Epoche der deutschen Aufklärung. Für deistische Vordenker der Aufklärung sollten die Gottesbeweise eine auf Vernunft gegründete Natürliche Religion ohne Offenbarung durchsetzen. Diese Vorstellung wurde besonders von David Hume kritisiert. Mit Kants einflussreicher Kritik an den Gottesbeweisen verlieren die Gottesbeweise in philosophischen Diskussionen an Bedeutung. Indem sie das Subjekt in das Zentrum ihrer Überlegungen stellten, versuchten etwa Friedrich Schleiermacher und Søren Kierkegaard Gottesbeweise zu rehabilitieren.
Viele der hier aufgeführten Gottesbeweise beziehen sich auf einen Schöpfergott nach abrahamitischer Definition. Damit sind sie auf Religionen, die zwar Götter, aber keinen Schöpfer kennen, nicht anwendbar. Dies trifft beispielsweise auf den Hinduismus zu. 
*Auszüge aus Wikipedia

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