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Donnerstag, 30. August 2018

Glücksversprechen




Glückseligkeit gilt als oberstes Ziel der Erlebnisgesellschaft. Die Erlebnisgesellschaft ist ein teils journalistisch-populärsoziologisch, teils wissenschaftlich-soziologisch gebrauchter Begriff, der eine auf Eudaimonie  und auf Genuss ausgerichtete gegenwartsorientierte (geduldfeindliche) Konsumgesellschaft bezeichnet, die besonders von hedonistischen Werten gekennzeichnet ist und zunehmend auf sog. Tugenden wie Solidarität, Anstrengung, Geduld und Askese verzichtet. Die Erlebnisgesellschaft muss aber nicht in Widerspruch zu den Sekundärtugenden stehen, auch sie ist von Ordnung geprägt.

Teilweise kommen hier im experimentellen Sinne postmaterialistische (d. h. nicht materielle) Werte zum Tragen, die generell aber nicht auf die Überwindung der Konsumgesellschaft zielen, sondern die individualistische Ausgestaltung des eigenen Lebensstils – auch mit den Mitteln des Konsums – intendieren. „Erlebe Dein Leben“ wird zum alles bestimmenden Handlungsimperativ.
Der Begriff bezeichnet also vereinfacht gesagt eine Gesellschaft, in der der Einzelne sehr egoistisch auf das Erreichen von möglichst viel Genuss konzentriert ist. 
Die soziale Problematik liegt in der zunehmenden Beliebigkeit der Bedürfnisse nach Erlebnissen und in deren stets nur kurzfristigen Befriedigung. Insofern macht die Jagd nach Erlebnissen nicht unbedingt „glücklicher“, als es andere Haltungen, wie beispielsweise das Streben nach Wohlstand und die Askese, vermögen.
Wegen ihrer kurzen Planungshorizonte und ihrer habituellen Ungeduld entpolitisiert sie ihre Anhänger, die zugleich auch den Anforderungen des Wirtschaftslebens voraussetzungsgemäß fremd gegenüberstehen. Religiös neigt sie zu anlassbezogener, beliebig kombinierbarer, d. h. der Mode unterworfener Esoterik (vgl.: Synkretismus). In sozialen Krisen ist eine „Erlebnisgesellschaft“ sehr verletzlich.

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