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Freitag, 4. Mai 2018

Was Jesus wirklich gepredigt hat?




Hermann Samuel Reimarus wurde am 22. Dezember 1694 als erstes Kind von Nikolaus Reimarus und Johanna Wetken in Hamburg geboren.
Väterlicherseits einer lutherischen Pfarrerfamilie, mütterlicherseits einer angesehenen Familie des Hamburger Bürgertums entstammend, erhielt Reimarus von 1708 an eine gründliche Schulbildung am Hamburger Johanneum, an dem sein Vater als Lehrer tätig war. Diese vertiefte er ab 1710 unter der Obhut des Theologen, Latinisten und Gräzisten Johann Albert Fabricius am Akademischen Gymnasium.

Mit 19 Jahren nahm Reimarus 1714 sein Studium der Theologie, Philosophie und der orientalischen Sprachen in Jena auf. Mit Hilfe seines Hamburger Lehrers Fabricius wechselte er 1716 nach Wittenberg, wo er mit einer Disputation über hebräische Lexikologie die Magisterwürde erreichte und 1719 zum Adjunkt der philosophischen Fakultät wurde. In den Jahren 1720/21 unternahm Reimarus eine Studienreise in die Niederlande und nach England und nahm nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg 1723 den Rektorposten an der Wismarer Stadtschule an.
Nachdem er, von Fabricius unterstützt, 1728 die Professur für orientalische Sprachen am Akademischen Gymnasium in Hamburg angenommen hatte, heiratete Reimarus noch im selben Jahr die Tochter seines Kollegen und ehemaligen Lehrers, Johanna Friederike Fabricius (1707–1783). Von den sieben Kindern der Familie erreichten nur der älteste Sohn Johann Albert Heinrich Reimarus und die Tochter Margaretha Elisabeth, genannt Elise Reimarus, das Erwachsenenalter.


40 Jahre lang blieb Reimarus in seinem Rektoramt am Akademischen Gymnasium. In dieser Zeit verfasste er eine Reihe philologischer, theologischer und philosophischer Schriften, entwickelte sich zu einer bedeutenden und angesehenen Person der Hamburger Öffentlichkeit, bewegte sich in aufgeklärten Kreisen und knüpfte Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit. Reimarus war einer der Initiatoren der 1765 gegründeten Hamburger Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe. Seit 1760 war er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.
Knapp zehn Tage vor seinem Tod am 1. März 1768 lud Reimarus seine Freunde ein und erklärte ihnen, dies sei sein letztes Abschiedsmahl. 
In schriftstellerischer Hinsicht war Reimarus zeitlebens äußerst produktiv. Nach kleineren Studien und Editionen in jüngeren Jahren vollendete er 1734 eine Übersetzung und Kommentierung des Buches Hiob, die der Hamburger Frühaufklärer Johann Adolf Hoffmann begonnen hatte. 1737 publizierte Reimarus eine Würdigung von Leben und Werk seines Schwiegervaters Johann Albert Fabricius, dessen Werkausgabe des römischen Historikers Dio Cassius (155 ̶ 235 n. Chr.) er fortführte und in zwei Bänden 1750 sowie 1752 veröffentlichte.
Die Reihe seiner eigenen philosophischen Werke begann 1754 mit der Veröffentlichung der zehn Abhandlungen über „Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion“ – einem Werk, mit dem er sich als „typischer Vertreter der deutschen Aufklärung“ und „philosophisch gewandter Verteidiger des christlichen Glaubens gegen den Atheismus französischer oder englischer Machart“ etablierte. Auf diese überaus erfolgreiche Schrift folgten 1756 die „Vernunftlehre als eine Anweisung zum richtigen Gebrauch der Vernunft in der Erkenntnis der Wahrheit“ sowie 1760 eine Schrift über die „Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere“.
Mit diesem umfangreichen und vielseitigen Werk galt Reimarus bereits zu Lebzeiten als einer der wichtigsten Vertreter der aufgeklärten Popularphilosophie.
Sein bedeutendstes Werk jedoch, die „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ – ein „antichristliches Pamphlet ungekannter Schärfe“ – an der er von 1736 bis 1768 parallel zu seinem offiziellen Werk gearbeitet hatte, wagte Reimarus zu Lebzeiten nicht zu veröffentlichen. Er war sich bewusst, dass die damalige Generation noch nicht für die bibel- und religionskritische Schrift bereit war, die sich gegen den Biblizismus und die christliche Orthodoxie wandte und letztlich in grundsätzlicher Negation des christlichen Offenbarungscharakters mündete. Reimarus schrieb im „Vorbericht zur Apologie“:
„Die Schrift mag im Verborgenen, zum Gebrauch verständiger Freunde liegen bleiben; mit meinem Willen soll sie nicht durch den Druck gemein gemacht werden, bevor sich die Zeiten nicht aufklären“.
Nach seinem Tod gelangte Gotthold Ephraim Lessing über Reimarus’ Kinder, mit denen er befreundet war, in den Besitz einer früheren Fassung der Apologie und begann ab 1774 stückweise Auszüge aus der Schrift zu veröffentlichen. Um die Familie Reimarus zu schützen, gab er jedoch nicht den Namen des Verfassers bekannt. Erst 1814, als Albert Hinrich Reimarus die vollständige Handschrift der Apologie der Hamburger Bibliothek vermachte, bestand endgültige Klarheit über die Verfasseridentität. Der zu Lebzeiten hoch angesehene Gelehrte Reimarus wurde daraufhin posthum äußerst kontrovers diskutiert.
Die Veröffentlichung der Reimarus-Fragmente durch Lessing unter dem Titel Fragmente eines Wolfenbüttelschen Ungenannten verursachte den sogenannten „Fragmentenstreit“, die wohl größte theologische Kontroverse im Deutschland des 18. Jahrhunderts.
„[…] Dass der Beweis aus der Schrift für die Auferstehung Jesu vor dem Richterstuhl der Vernunft in Ewigkeit nicht bestehen kann […]“
Reimarus’ deistische Religionskritik diente als Ausgangspunkt für die nachfolgende Leben-Jesu-Forschung und setzte erhebliche Impulse für die historisch-kritische Arbeit an den Schriften des Alten und Neuen Testamentes. Die Wolfenbütteler Fragmente sorgten seit dem Zeitalter der Aufklärung bis in die neuere Zeit für Unruhe unter den kirchlich organisierten Christen, so dass die gesamte Apologie des Reimarus erst 1972 in Deutschland veröffentlicht werden konnte. Reimarus zählt „zehn Widersprüche“ in den Auferstehungsberichten der Evangelien einzeln auf.

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