Im Koran ist Jesus Sohn der Maria, wie der arabische Name ʿĪsā ibn Maryam schon besagt:
„Und wir haben Jesus, dem Sohn der Maria, die klaren Beweise gegeben und ihn mit dem heiligen Geist gestärkt.“
Er ist das Ergebnis eines schöpferischen Aktes Gottes, entstanden durch das Wort „sei!“ (Sure 3,47). Darin „ist er vor Gott gleich wie Adam“ (Sure 3,59). Die Geburt Jesu ohne einen biologischen Vater, seine jungfräuliche Geburt, ist auch aus islamischer Sicht ein Wunder. Maria wurde durch Gottes Macht schwanger. Der Heilige Geist (der im Koran oft als Erzengel Gabriel erscheint) brachte Maria diese Botschaft:
„17. Da nahm sie sich einen Vorhang (oder: eine Scheidewand) (um sich) vor ihnen (zu verbergen). Und wir sandten unseren Geist zu ihr. Der stellte sich ihr dar als ein wohlgestalteter (w. ebenmäßiger) Mensch. 18 Sie sagte: ‚Ich suche beim Erbarmer Zuflucht vor dir. (Weiche von mir) wenn du gottesfürchtig bist!‘ 19 Er sagte: ‚(Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.) Ich bin doch der Gesandte deines Herrn. (Ich bin von ihm zu dir geschickt) um dir einen lauteren Jungen zu schenken.‘ 20 Sie sagte: ‚Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann (w. Mensch) berührt hat und ich keine Hure bin?‘ (oder: … berührt hat? Ich bin (doch) keine Hure!) 21 Er sagte: ‚So (ist es, wie dir verkündet wurde). Dein Herr sagt: (oder: So hat dein Herr (es an)gesagt.) Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen). Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen (w. aus Barmherzigkeit von uns). Es ist eine beschlossene Sache.‘“
Jesus ist der Gesandte Gottes (rasūlu ʾllāh: Sure 4,157) und ein Prophet (nabī: Sure 19,30). Er hat eine eigene Schrift empfangen (Sure 5,46), das Evangelium (Indschil) (Sure 57,27). Er konnte bereits in der Wiege sprechen (Sure 3,46) und Vögeln aus Ton Leben einhauchen, Blinde und Aussätzige heilen und Tote erwecken (Sure 5,110). Jesus ist das „Wort der Wahrheit“ (qaul al-haqq, Sure 19,34). Gott stärkte Jesus mit dem „heiligen Geist“ (ar-rūḥ al-qudus) und lehrte ihn die „Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium“ (Sure 5,110).
Jesus ist nicht der „Sohn Gottes“:
„Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes […] Gott ist nur ein einziger Gott. […] (Er ist darüber erhaben) ein Kind zu haben.“
Jesus ist der Christus (Sure 4,172) und:
„(Damals) als die Engel sagten: ‚Maria! Gott verkündet dir ein Wort von sich, dessen Name Jesus Christus, der Sohn der Maria, ist!‘“
Jesus ist Gottes Geist:
„Christus Jesus, Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das er der Maria entboten hat und Geist von ihm (rūḥ min-hu).“
Im Koran wird jedwede Göttlichkeit Jesu abgelehnt, dies erklärt auch den Umstand, dass der Wortlaut „Geist von Ihm“ (rūḥ min-hu) nicht ausschließlich auf Jesus begrenzt ist. In Sure 15,29 spricht Gott über Adams Entstehung und beschreibt diesen Prozess u. a. mit den Worten: „Und wenn ich ihn dann geformt und Geist von mir (min rūḥī) eingeblasen habe“ (Übersetzung Paret). Ferner wird in Sure 32,9, in der es um die Kreation des menschlichen Embryos geht, selbiges verwendet: „Und ihn hierauf (zu menschlicher Gestalt) geformt und ihm Geist von sich (min rūḥihi) eingeblasen hat […]“ (Übersetzung Paret). Da laut dem Koran jedes menschliche Wesen einen Teil von Gottes Geist (rūḥ) bekommt, ist obiger Zustand die Norm. Zum biblischen Hintergrund des eingehauchten Geistes siehe: Ruach.
Außerdem wird Jesus als „einer von denen, die (Gott) nahestehen“ (min al-muqarribīn), der „im Diesseits und Jenseits angesehen sein“ wird, beschrieben (Sure 3,45). Die Koranexegese versteht ihn somit als Propheten in dieser und als Fürsprecher in der anderen Welt.
Man versteht ihn auch als „gesegnet“ (mubārak): „Und er hat gemacht, dass mir, wo immer ich bin (die Gabe des) Segen(s) verliehen ist“ (Sure 19,31), dessen Sendung ein Zeichen (Āya) und eine Barmherzigkeit (raḥma) ist, „damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen“ (Sure 19,21).
Jesus ist im Besitze von klaren Beweisen (bayyināt) und der Weisheit (ḥikma): „Und als Jesus mit den klaren Beweisen (zu den zeitgenössischen Kindern Israels) kam, sagte er: ‚Ich bin mit der Weisheit zu euch gekommen‘“ (Sure 43,63).
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