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Samstag, 20. Januar 2024

Christenverfolgung


Das Christentum ist die weltweit am stärksten unterdrückte Religionsgemeinschaft. Das christliche Hilfswerk Open Doors gibt an, dass weltweit mehr als 360 Millionen Christen in etwa 60 Ländern wegen ihres Glaubens von Misshandlungen, Folter, Vergewaltigung, Gefängnis oder Tod bedroht seien beziehungsweise wegen ihres Glaubens benachteiligt und diskriminiert würden. Ein vom britischen Außenminister Jeremy Hunt in Auftrag gegebene Bericht über die Verfolgung von Christen kam im Mai 2019 zum Ergebnis, dass die Christenverfolgung in manchen Weltgegenden Genozid-artige Ausmaße angenommen hat und Christen die weltweit am meisten verfolgte Religionsgruppe sind.

Die wohl umfassendste Studie zum Thema staatlicher religiöser Verfolgung legte der Politologe Jonathan Fox 2016 unter dem Titel The unfree exercise of religion. A world survey of discrimination against religious minorities vor. Sie untersucht alle Diskriminierungen von religiösen Minderheiten weltweit und stellt Tabellen der Verfolgungsgrade auf, vom Verbot des Tragens religiöser Zeichen, des Besitzes religiöser Schriften bis zur Hinrichtung. Zudem wurde die Studie nicht von einer Glaubensgemeinschaft in Auftrag gegeben. Fox stellt fest, dass Christen als Minderheit die meist verfolgte Gruppe sind, umgekehrt als Mehrheit zu den am wenigsten verfolgenden gehören, neben Shintoisten und Schamanisten. Die am geringsten als Minderheit verfolgte Religionsgruppe weltweit sind Muslime, die repressivsten Staaten sind solche mit muslimischer Mehrheit bzw. dem Islam als Staatsreligion, allen voran die Golfstaaten inklusive Iran (Fox platziert Saudi-Arabien noch vor Nordkorea). Die Studie beschäftigt sich allerdings nicht mit der Intensität von Repression im Verhältnis zur Größe der Gruppe – Christen bilden die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Zahlenmäßig kleine Gruppen wie Jeziden sind von der Ausrottung bedroht. Juden sind historisch die womöglich intensivst verfolgte Gruppe weltweit, wobei antijüdische und antisemitische Aggressionen in der Gegenwart vornehmlich von nichtstaatlichen Akteuren ausgeübt werden.

Als das Unheimlichste am Phänomen bezeichnet Die Weltwoche die globale Stille darüber, die mindestens teilweise aufgrund der Angst vor der Islamophobie zustande gekommen sein könne. David B. Barrett vom Center for the Study of Global Christianity schätzt, dass es pro Jahr 100.000 christliche Märtyrer gibt. Die Soziologen Brian J. Grim und Roger Finke kommen in ihrer Studie The Price of Freedom Denied (Cambridge) auf 130.000 bis 170.000 ermordete Christen. Unter Experten sind diese Zahlen gemäß dem Weltwoche-Artikel umstritten, weil nicht ersichtlich sei, woher die Autoren ihre Daten bezögen. Auch die Berechnungsmethoden und der genaue Messungszeitraum seien nicht klar.

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